MOVEMONT - The Moving Mountains
Landslides as geosystem services in Austrian geoparks
Laufzeit: 11/2022 -10/2025
Finanzierung: Österreichische Akademie der Wissenschaften
Gravitative Massenbewegungen (GMB) sind häufige Prozesse in Gebirgsräumen, die einen integralen Bestandteil des langfristigen Abbaus von Gebirgen darstellen. Für die Gesellschaft können derartige Phänomene, vor allem auch im Kontext des Klimawandels, Risiken und Katastrophen bedeuten, weshalb sie ein viel bearbeitetes Forschungsthema darstellen. GMB können jedoch auch ein bedeutendes Natur- und Kulturerbe darstellen und Dienstleistungen für die Gesellschaft erbringen, Aspekte, die noch wenig erforscht sind und in das noch kaum genutzte Konzept der Geosystemdienstleistungen aufgenommen werden könnten. In diesem Kontext helfen GMB auch dabei zu lernen, wie Systeme der Erdoberfläche funktionieren. UNESCO Global Geoparks (UGGps) stellen ideale Umgebungen für die Erforschung und Hervorhebung von Geosystemleistungen im Zusammenhang mit GMB dar, insbesondere auch in Österreich, wo die drei bestehenden UGGps (Karawanken/Karavanke, Erz der Alpen, Steirische Eisenwurzen) durch das Auftreten einer breiten Palette unterschiedlichster GMB gekennzeichnet sind. Daraus ergeben sich folgende Projektziele:
- Entwicklung eines integrativen theoretischen Rahmens, der GMB und ihre gesellschaftliche Relevanz umfassend berücksichtigt, einschließlich Chancen und Risiken auf verschiedenen zeitlichen und räumlichen Maßstäben. In diesem Zusammenhang wird der Begriff der Geosystemdienstleistungen, der immer wieder als Ableger der weiter verbreiteten Ökosystemdienstleistungen auftaucht, aber bisher noch keine breitere Verwendung gefunden hat, aufgegriffen.
- Kartierung und Charakterisierung der GMB in jedem der beteiligten UGGps mit einer gemeinsamen Methodik und unter Verwendung vorhandener Datenbanken, als Grundlage für die weiteren Schritte. Untersuchung der Rolle von GMB für die Entwicklung und Beforschung von Karstformen sowie für die Biodiversität, einschließlich der Verbreitung seltener oder gefährdeter Pflanzen- und Tierarten und der mikrobiellen Vielfalt in den Böden.
- Entwicklung eines umfassenden Modellierungswerkzeugs für die GIS-basierte Simulation der Vorkonditionierung und Dynamik von GMB. Hierbei erfolgt eine Konzentration auf die breit angelegte Analyse der Spannungsverteilung im Gebirge und ihre Rolle für die Hangstabilität sowie auf die Dynamik langsam fließender Massenströme und komplexer tiefgründiger Felsgleitungen und Hangdeformationen. Besonderes Augenmerk wird auf die Nutzbarkeit für die Umweltbildung, z.B. durch Visualisierung mit Hilfe von Virtual Reality, gelegt.
- Entwicklung und Umsetzung von Strategien zur Inwertsetzung von GMB für die Umweltbildung, mit den beteiligten UGGps als Fallstudien. Da GMB oft spektakuläre Phänomene darstellen, die bemerkenswerte Landschaften hervorbringen, eignen sie sich sehr gut dazu, um Menschen für geowissenschaftliche Themen zu begeistern.
Umgesetzt wird das Projekt von einem interdisziplinären Team aus Wissenschaftler*innen der Karl-Franzens-Universität Graz und der Universität Salzburg sowie Umweltbildungsspezialist*innen der drei beteiligten UGGPs. Es wird durch verschiedene Kooperationen in das internationale Forschungs- und Geoparkumfeld eingebettet.